Mobiles Menu Mobiles Menu Close

Schweden

Schwedens Wirtschaft hat sich 2021 besser als erwartet entwickelt: Mit einem voraussichtlichen BIP-Wachstum von 4,9 % liegt das BIP-Niveau bereits höher als vor der Pandemie Ende 2019. Eine etwas schwächere internationale Nachfrage, Produktionsstörungen und eine geringfügige Verlangsamung des Verbrauchs aufgrund steigender Energiepreise werden in den kommenden Quartalen laut Einschätzung der SEB Group das Wachstum dämpfen. Diese Verlangsamung wird jedoch nur vorübergehend sein. Mit einer zunehmend hohen Impfrate und wegfallenden Eindämmungsmaßnahmen wird der private Konsum, flankiert von steigender Beschäftigung und steigenden Löhnen, wesentlicher Wachstumstreiber sein. Laut Prognose des Nationalen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIWF) wird das BIP-Wachstum Ende 2022 bei 3,3 % liegen, bevor es im Jahr 2023 auf 2,0 % sinkt, wenn der Aufholprozess nach der Pandemie nachlässt.

Die Bruttoanlageinvestitionen haben mit einem Wachstum von 6,9 % im Jahr 2021 positiv überrascht. Günstige Finanzierungsbedingungen, der grüne Wandel und die Digitalisierung werden voraussichtlich zu einem anhaltend hohen Investitionswachstum im Unternehmenssektor führen.

Der Konsum der privaten Haushalte ist nach wie vor die wichtigste Triebfeder der wirtschaftlichen Erholung. Allerdings drückt die unerwartet hohe Inflation auf den Verbrauch und auch die seit Januar 2022 neu geltenden pandemiebedingten Einschränkungen dürften vor allem den Dienstleistungskonsum reduzieren. Für 2021 rechnet das NIWF mit einem Anstieg des Privatkonsums von 5,2 %, für 2022 von 3,9 %. Auch die staatlichen Konsumausgaben haben im Jahr 2021 mit 3,4 % einen beachtlichen Anstieg verzeichnet, was im Hinblick auf die Ausgaben zur Gesundheitsversorgung oder arbeitsmarktpolitischen Programmen zum Großteil der Pandemie geschuldet ist. Das NIWF rechnet für 2022 mit einem niedrigeren Wachstum von 0,8 %.

Steigender Konsum und wachsende Investitionen haben im Jahr 2021 die Importnachfrage beflügelt. Lieferengpässe und Versorgungsprobleme, vor allem in der Automobilindustrie, dürften die Hauptgründe sein, dass die Exporte mit der Importdynamik nicht ganz schritthalten konnten. Dennoch sind die Nachfrageaussichten für die schwedische Exportindustrie gut.

Der schwedische Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Jahr weiter gefestigt. Die Beschäftigung stieg stärker als die Erwerbsbevölkerung und der Arbeitskräftemangel hat insbesondere im verarbeitenden Gewerbe und bei den Dienstleistungen zugenommen. Das NIWF rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote von voraussichtlich 8,9 % im Jahr 2021 auf 7,5 % im Jahr 2022 zurückgehen wird.

Die CPIF-Inflation – der Anstieg des Verbraucherpreisindexes mit einem festen Zinssatz – weist laut NIWF einen Jahresdurchschnitt von voraussichtlich 2,4 % im Jahr 2021 auf. Dabei kletterte die Inflationsrate zum Jahresende auf 4,1 %, Haupttreiber waren dabei die gestiegenen Strompreise sowie Kosten für Kleidung und Transportdienstleistungen. Für 2022 geht das Institut von einem weiteren Preisanstieg um 2,8 % aufgrund höherer Warenpreise aus. Weiterhin wird erwartet, dass die Riksbank den Reposatz bis Ende 2023 unverändert auf 0 % belassen wird.

Neben den weltwirtschaftlichen Risiken dürften für die schwedische Konjunkturentwicklung vor allem folgende Einflüsse von Bedeutung sein: politische Komplikationen nach den Parlamentswahlen im September 2022 und eine nicht vorhersehbare Wirtschaftspolitik der neuen Regierung, ausreichendes Maß bei der weiteren Bekämpfung von Corona und Unterschätzung der schwedischen Inflationsrisiken mit gleichzeitig steigendem Zinsrisiko.

Der Wohnungsmarkt zeigte sich während der Pandemie stark. Die Nachfrage nach Wohnraum ist hoch, allerdings bestehen laut Boverket (Schwedisches Amt für Wohnungswesen, Bauwesen und Raumordnung) auf der Angebotsseite Unsicherheiten, die z. B. das Bautempo vor dem Hintergrund pandemiebedingter unsicherer Liefersituationen bei diversen Bauprodukten betreffen.

Nach Angaben des SCB stiegen die Mieten 2021 im Durchschnitt um 1,4 % und damit etwas schwächer als im Vorjahr (2020: 1,9 %). Erste durch „Hem & Hyra“, der Mitgliederzeitung des schwedischen Mieterverbands („Hyresgästföreningen“), veröffentlichte Ergebnisse der Mietverhandlungen für das Jahr 2022 zeigen bereits einen weiteren Anstieg der Mieten. Die Preise für Eigentumswohnungen („Bostadsrätter“) stiegen laut Svensk Mäklarstatistik, dem unabhängigen Anbieter für Immobilienpreisstatistiken Schwedens, im Jahr 2021 um 7 % (Einfamilienhäuser um 13 %). Die Preise für Wohneigentum sind während der Pandemie stark gestiegen. Die Preisentwicklung wechselte aber im Jahresverlauf 2021 in eine ruhigere Phase. Gründe sind nach Ansicht der Experten der SEB, dass die besonderen Rahmenbedingungen während der Pandemie, z. B. starker Fokus auf die eigene Wohnung oder Homeoffice, allmählich nachlassen. Das Ergebnis ist die Rückkehr zu normaleren Bedingungen sowie Tendenzen zu wieder stärkerem Interesse an Wohnungen gegenüber Einfamilienhäusern sowie kleineren gegenüber größeren Wohnungen. Die SEB-Experten erwarten weiterhin einen Aufwärtstrend mit moderatem Preisanstieg im Jahr 2022.

Die Bevölkerung Schwedens ist in den vergangenen Jahren gewachsen und wird nach aktueller Schätzung des SCB von 2020 bis 2040 um 900.000 auf mehr als 11 Mio. Einwohner steigen. Im Zuge der Pandemie verzeichnete Schweden im Jahr 2021 voraussichtlich ein vergleichsweise geringes Bevölkerungswachstum. Das Neubaugeschehen blieb lange Zeit hinter dem Bevölkerungszuwachs zurück, weswegen in weiten Teilen des Landes Wohnungsknappheit herrscht. Die Zahl der Gemeinden mit einem ausgeglichenen Wohnungsmarkt nimmt zu, dennoch melden laut der Wohnungsmarktumfrage 2021 von Boverket 207 der 290 Gemeinden Wohnraummangel, darunter nahezu alle Gemeinden in den drei Metropolregionen Stockholm, Göteborg und Malmö. Insbesondere Bevölkerungsgruppen, die neu auf dem Wohnungsmarkt sind (z. B. junge Menschen), haben Schwierigkeiten, ihren Wohnraumbedarf zu decken, aber auch Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen, die ihre Wohnung wechseln wollen oder müssen.

Laut aktueller Schätzung von Boverket wurden im Jahr 2021 rund 54.000 Wohnungen fertiggestellt (inkl. Zugänge durch Umbauten), im Jahr 2022 werden es voraussichtlich 61.000 Wohnungen sein. Das wäre der höchste Stand seit 30 Jahren, wenn auch nur unwesentlich mehr als der langfristige Baubedarf. Laut Schätzung von Boverket müssen bis 2030 jährlich rund 60.000 Wohnungen neu gebaut werden, um dem erwarteten Bevölkerungswachstum gerecht zu werden und das aufgestaute Wohnungsdefizit abzubauen. Knapp drei Viertel des Baubedarfs entfallen auf die drei Metropolregionen. Die unsichere Liefersituation bei diversen Bauprodukten droht insbesondere im Jahr 2022 den Wohnungsbau zu verlangsamen und der beschlossene Ausstieg aus der Investitionsförderung für Mietwohnungen und studentisches Wohnen dürfte sich bremsend auf den Mietwohnungsbau auswirken.

Am schwedischen Transaktionsmarkt wurden laut der unabhängigen Beratungsfirma Pangea Property Partners im Jahr 2021 Immobilien im Wert von 35,0 Mrd. € gehandelt, ein Plus von mehr als 90 % gegenüber dem Vorjahr. Gemessen am Umsatz bildeten Wohnimmobilien mit einem Anteil von 31 % das größte Segment.